Die letzte Eiszeit, das Pleistozän, begann vor etwa 2,5 Millionen Jahren und endete vor etwa 10.000 Jahren. Man nimmt an, dass die Eisschicht über dem heutigen Rheintal 900 bis 1000 Meter dick war, sodass etwa die Gipfel des Hohen Kastens in der Schweiz oder der Hohen Kugel oberhalb von Götzis gerade noch etwas aus dem Gletschereis herausragten. Durch die Eisschmelze waren massive Gletscherbewegungen Richtung des tiefsten Punktes im Rheintal – dem Bodensee – die Folge.

Am Pfänder oberhalb von Bregenz wurden Gesteinsmassen gefunden, die eindeutig dem Silvretta-Massiv im Montafon zuzuordnen sind. Es lässt sich daher erahnen, mit welch gewaltiger Kraft sich das Gletschereis durch das Alpenrheintal arbeitete, und so die heutige Landschaft formte.

Neben mehreren anderen Inselbergen ist der Kummenberg die wohl markanteste Erhebung im Rheintal.

Im Zuge ihrer Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades reichte Frau Sonja Laus im Oktober 2006 an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck die Arbeit „Rheinbalme – Krinnenbalme: Zwei steinzeitliche Abri-Stationen bei Koblach in Vorarlberg“ ein. Auf den Seiten 24 bis 27 beschreibt sie ausführlich die Entstehung der Inselberge und des Kummens:

 

4.1.2. Entstehung der Inselberge

 

Das Relief des Bodenseerheintals wird maßgeblich von den „schwarmartig“ verteilten Inselbergen wie dem Riederstein bei Bregenz, Montlingerberg bei Oberriet, Kummenberg und Neuburghorst bei Koblach, Bergli bei Röthis, Kirchberg und Schlosshügel bei Rankweil, Schellenberg in Liechtenstein, oder dem Fläscher Berg nördlich von Bad Ragaz in der Schweiz geprägt (Kolb 1937, 10; Vonbank 1948, 28 f.).

Ausgenommen dem Riederstein und dem Fläscher Berg, die aus Molasse bzw. aus Jura und Kreide aufgebaut sind, bestehen sämtliche Erhebungen aus Kalk- und Kreideformationen. Die Inselberge, Horste (gehobene Blöcke zwischen zwei Verwerfungen) und Klippen bilden die höchsten Geländeformen im rund zehn Kilometer breiten Talbodenbereich, und fungierten in urgeschichtlicher Zeit als Moorpässe und Sperrriegel am Eingang der Seitentäler (Heitzmann/Auf der Mauer 1989, 220; Vonbank 1948, 29; Vonbank 1958-1960, 237). Der geomorphologische Begriff Inselberg beschreibt eine singuläre Gebirgspartie, die inselartig ihre Umgebung überragt (Martin 2000, Bd. II, 505). Die Inselberge des Bodenseerheintals dürfen im Allgemeinen als auf die Gletscheraktivitäten zurückzuführende Erosionsruinen der Kreideketten bezeichnet werden (Gemeinde Koblach 1990, 21; Kolb 1937, 12).

Unterschiedlich widerstandsfähige bzw. verwitterungsanfällige Gesteine innerhalb dieser zu Falten gepressten Meeresablagerungen wurden unter Einwirkung der glazialen Detraktion, einer Form der glazialen Erosion, aus dem überfahrenen Felsuntergrund herausgebrochen, und in Fließrichtung verlagert (Martin 2000, Bd. II, 505; Wilhelm 1975, 344). Überdies sorgten im Verlauf der Erdgeschichte Verwerfungszonen, in denen Gesteinsschollen vertikal entlang einer Bruchlinie verschoben wurden, für eine zusätzliche Isolation der Falten vom Gebirgsstock östlich und westlich des Grabenbruchs (Krieg 1991, 62).

Der Kummenberg, oder auch Kumma bzw. nur Kummen genannt, dominiert als einer der markantesten Inselberge das Landschaftsbild der Rheinebene zwischen Feldkirch und Dornbirn. Der Inselberg erhebt sich 247 m über dem Talboden und trennt das Vorarlberger Ober- vom Unterland. Von Süden nach Norden langsam ansteigendes Gelände (im Winkel von 30 bis 40 Grad) erreicht im Areal der so genannten Pechpfanne seinen höchsten Punkt, bevor die Felswand an der Nordseite fast senkrecht zum Rheintal abbricht (Fetz 1982, 6; Kolb 1937, 12) (Abb. 3). Als Zeugen des glazialen Kräftespiels finden sich am Südhang sowohl Gletscherschliffe, als auch eine ein bis drei Meter dicke Moränendecke und zahlreiche Kalk- und Gneisfindlinge (Kolb 1937, 12; Vonbank 1948, 201). Jene in NS-Richtung verlaufenden Gletscherschliffe rühren von den als Schleifmaterial dienenden Sedimenten in der Grundmoräne, die auf der Stoßseite des Gletschers eine zum Teil glatt geschliffene und mit Kritzern versehene Rampe entstehen ließen (Louis 1968, 253; Thome 1998, 126). Während auf der Luvseite durch Detersion die Oberfläche abgeschliffen und ausgeschürft wurde, versteilte die im Lee der Gletscherbewegung gelegene Nordwand als Folge der unter dem permanenten Druck des Gletschers gelockerten Gesteinsmassen (Martin 2000, Bd. IV, 356; Wilhelm 1975, 344).

Die Entstehung der Felsüberhänge am Fuße dieser Inselberge wurde in der Literatur bislang weitgehend außer Acht gelassen. Vermutlich bestanden diese Abschnitte aus besonders verwitterungsempfindlichen Gesteinspartien, die den Erosionsvorgängen nicht trotzen konnten (Murawski 1992, 16).

Um in den folgenden Ausführungen Unklarheiten vorzubeugen, soll an dieser Stelle eine knappe Begriffsbestimmung der gängigsten Termini für Felsüberhänge natürlichen Ursprungs nicht unerwähnt bleiben. Unter einem Abri (der, frz. »Obdach«) versteht man eine kleine Felsnische mit vorspringendem Schutzdach. Der unter anderem vom Ausgräber Dr. Elmar Vonbank für die Überhänge bei Koblach verwendete Begriff Balme beschreibt eine nischenartige Höhle in weicherem Gestein unterhalb einer härteren Deckenschicht. Halbhöhlen sind durch erosive Ausspülung entstandene Sekundärhöhlen mit einem gegenüber den oben genannten Formen größeren Abstand zwischen der Trauflinie und der Felsunterkante (BLI 1998, Bd. I, 37, Bd. II, 849, Bd. X, 4361; Filip 1966, 4, 82; Martin 2000, Bd. II, 437).

Die Begriffe Abri, Balme plus alle neutralen Termini wie Überhang, Nische etc. werden in dieser Publikation parallel verwendet. Jene vom Ausgräber festgelegten Fundortbezeichnungen (Krinnenbalmen, Rheinbalme, Glitzbalmen) werden jedoch beibehalten. Von einer Determination als Halbhöhlen darf in diesem Fall aufgrund des fehlenden höhlenartigen Charakters abgesehen werden.

 

Abb. 18. Geologische Schnitte durch den Kummen (Gemeinde Koblach 1990, 22).

Allgemein betrachtet gehören die Schichtabfolgen des Kummenbergs zum Vorarlberer Helvetikum, dessen Falten entlang der Rheinebene bei Götzis unter die eingeschwemmten Schotter tauchen, und im Talbereich selbst nur noch als Erosionsruinen sichtbar sind (Richter 1969, 69). Als Hauptfelsbildner tritt der Schrattenkalk des Barréme auf (Tollmann 1985, 315) (Abb. 18). Schrattenkalk besteht in erster Linie aus den Überresten von Kalkschalentieren wie den riffbildenden Korallen, den Kalkschwämmen oder auch Schnecken, die im seichten Flachmeer abgelagert und diagenetisch verfestigt wurden (Keller 1995, 4).

Die dem Gestein seinen Namen gebenden „Schratten“ (Kluftkarren) sind wenige Zentimeter dicke, teilweise messerscharfe Kalkgrate, deren Ursprung auf intensive Verkarstungsprozesse zurückzuführen ist. Jene stellenweise bis zu 100 Meter mächtige Schrattenkalkformation ist von grauer bis hellgrauer Verwitterungsfarbe, die in den senkrechten und überhängenden Felswänden eine im Rheintal weithin sichtbare weißliche Nuance annimmt. Obwohl diese landschaftsprägende Einheit des Helvetikums gemeinhin als ein im Vergleich zu seinen umliegenden Abfolgen sehr widerstandsfähiges Gestein gilt, wird für den Kummen eine deutlich höhere Verwitterungsanfälligkeit postuliert (Gemeinde Koblach 1990, 23; Ruff et al. 2005, 29). In diesem Zusammenhang scheint es auch nicht verwunderlich, dass der chemisch gesehen fast reine Kalk gegenüber Frostsprengung und erosiven Prozessen besonders empfindlich ist, und zur Verkarstung und Nischenbildung neigt.

Im großen Steinbruch nordöstlich unterhalb des Gipfels, oder am Westabhang beim Kadel wird der würfelig brechende Kieselkalk der Hauterive-Zeit abgebaut, der aufgrund seines starken Kalk- Kieselsäure-Verbundes zum besten Steinbruchgestein der Alpenregion zählt. Gemeinsam mit dem darunterliegenden Valangienkalk bot die bis zu 70 Meter dicke Schichtung hinsichtlich der in den obersten Metern gut erhaltenen Ammoniten und Belemniten in den letzten Jahrzehnten neben dem Vorkommen im jüngeren Grünsandstein ein beliebtes Ziel für Fossiliensammler.

Das Hangende des Kieselkalks wird von den etwa 80 Meter dicken, mergeligen (graues oder gelbliches Sedimentgestein), stark verwitternden Drusbergschichten charakterisiert, die weniger zur Felsbildung als zur Ausprägung von stark verwachsenen Schutthalden neigen (Gemeinde Koblach 1990, 23)

Die geologische Situation des Neuburghorst stimmt im Übrigen mit dem oben skizzierten Aufbau des Kummenberg in weiten Teilen überein, und soll deshalb nicht im Detail erwähnt werden.